Anfang Mai gibt es bei uns immer Maibowle.
Das hat sich so eingebürgert, als ich mal von einem Trödelmarkt eine hübsche antike Bowlenschale mitbrachte und sich zeitgleich der Waldmeister im Garten ausbreitete.
Wir haben damals mit einigen wenigen Gästen, der Bowle und etwas Knabberzeug angefangen. Mittlerweile ist unsere Maifeier eine ziemlich groß angelegte Gartenparty (die je nach Witterung auch mal im Haus stattfinden muss) mit vielen lieben Freunden, einem bunten Maibaum, einer unübersichtlich großen Kinderschar und einem reichhaltligen Buffet, zu dem jeder etwas mitbringt.
Jedes Jahr fange ich gegen 12 Uhr Mittags hektisch an, mein Maibowle-Rezeot zu suchen. Deshalb schreibe ich es jetzt final mal hier auf und teile es gleichzeitig mit allen, die auch mal diesen Klassiker probieren wollen.
Zutaten für eine anständige Maifeier:
4 Flaschen Sekt
4 Flaschen Weißwein
1 großes Kräuterbund (viel Waldmeister - etwa 30 Stengel -, je nach Verfügung etwas Zitronenmelisse, etwas Minze, Himbeer- und Johannisbeerblätter)
100 gr Zucker oder Holunderblütensirup
500 gr Erdbeeren
Für das Kräuterbund wird Waldmeister gesammelt. Ganz wichtig ist, dass er noch nicht blüht, da sonst die Cumarin-Konzentration im Blatt zu hoch ist (da hilft auch das Abknipsen der Blüten nichts). Cumarin ist der Aromastoff, der der Bowle den typischen würzigen, entfernt an Vanille erinnernden Geschmack gibt. Das kommt nicht von ungefähr, denn Cumarin wird auch als natürlicher Aromastoff für die Geschmacksrichtung Vanille verwendet. Allerdings werden Cumarinderivate auch als Rattengift
genutzt. In hohen Mengen ist Cumarin also toxisch, daher vorsichtig sein mit dem Kraut und auch nicht zuviel Bowle trinken, sonst gibt's am nächsten Tag Kopfschmerzen.
Wer sich jetzt immer noch traut, eine Waldmeisterbowle zu machen, muss das Kräuterbund erst einmal welken lassen. Das geht sehr gut über Nacht, ansonsten kann man es aber spontan für 10 Minuten in den Gefrierschrank geben.
Die Kräuter werden dann für etwa 20 Minuten in den Weißwein gehängt. Dabei sollten die offenen Stielspitzen den Wein nicht berühren, er wird sonst bitter. Am besten geht das immer, wenn man das Bund mit einem Küchenfaden zusammenbindet und dann eine Schlaufe über einen Kochlöffel zieht.
In der Zwischenzeit die Erdbeeren putzen und in Scheiben schneiden. Alles mit Zucker oder Holunderblütensaft ansetzen.
Die Bowle mit dem Sekt und den gesüßten Erdbeeren auffüllen und am besten schön kalt genießen.
(Wenn endlich alles vorbereitet ist, geht bei uns immer traditionell die Sonne weg.)
Dazu gab es unter anderem ein schnelles Frühlingskräuterbrot, das die passende Grundlage für die Bowle garantierte. Ich habe dafür eine Backmischung Landbrot genommen und reichlich fein gehackte Gartenkräuter (Petersilie, Bärlauch, Schnittlauch) sowie zwei gehackte Knoblauchzehen untergemischt.
Aus dem Teig habe ich einen Zopf geflochten und das Brot abgebacken.
Anschließend wurde es mit selbstgemachter Kräuterbutter aufs Buffet gestellt und war ziemlich schnell auch wieder weggefuttert...
Also, nun muss ich nächstes Jahr nicht mehr nach dem Rezept suchen und Ihr habt ja vielleicht auch Lust auf eine richtig schöne, traditionelle Maibowle bekommen.
Liebe Grüße,
Eure Ida